Orden und Kirchen müssen sich Schulen leisten

„Die Wahrnehmung der Arbeit der katholischen Privatschulen und Ordensschulen ist zu wenig.“ Der Bereichsleiter für Bildung und Ordensschulen bei den Ordensgemeinschaften Österreich Rudolf Luftensteiner hat das im Rahmen der Tagung der Schulerhalter und DirektorInnen katholischer NMS im Heiligenbrunn von 2. – 5. April 2019 im Südburgenland betont.

Der Generalsekretär im Bildungsministerium Martin Netzer bei der Tagung: „Ziel ist, bei Übergängen und Übertritten Druck aus den Schulen zu nehmen.“

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Generalsekretär Martin Netzer (Bildungsministerium), Elisabeth Hartel (Privatschulreferentin der IDA)
und Rudolf Luftensteiner (Bereichsleiter Bildung und Ordensschulen)

Foto in Druckqualtiät (Credit: fkaineder)

„Die Bedeutung von Religion“ zog sich als Thema durch die Schultagung der Neuen Mittelschulverantwortlichen katholischer Schulen in ganz Österreich. „Die Wissenschaft tut sich schwer, der Religion eine Bedeutung im Schulbereich zuzuschreiben. Dabei ist die Funktion von Religion immer, Menschen beziehungsfähig zu machen, wertschätzend mit dem Anderen umzugehen. Es geht um etwas ganz Anderes jenseits des Konsummodus, der heute die Welt regiert. Wir wollen und müssen anders sein.“ Luftensteiner fasst so die Erkenntnisse der dreitägigen Schulveranstaltung und die Impulse der Referenten zusammen. Er sieht aber auch: „Die Fragilität steigt und wir sind hier – als Kirchen und als Orden – gefordert, dass wir uns vermehrt im Bildungsbereich engagieren, einbringen, gestaltend mitwirken.“

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Rudolf Luftensteiner (Foto: cbauer)

Gottes Liebe kennt keine Stopptaste

„Schule entfaltet sich gerade am schmalen Grat zwischen Wertschätzung und Ausgrenzung, zwischen Hereinnehmen und Ausschließen“, sieht der Bildungsverantwortliche der Orden in Österreich die momentanen Spannungsfelder der gesellschaftlichen Entwicklung. „Die Kirche und die Gesellschaft brauchen die katholischen Schulen als politische Ausrufezeichen gegen das Auseinanderdividieren und als Lernfelder für die Fähigkeit zur Interkulturalität. Schule muss bei der Inklusion ansetzen und den Menschen immer als Ganzen sehen, in seiner Gesamtheit.“ Luftensteiner sieht die Aufgabe der katholischen Schulen darin, „Beziehungsfähigkeit zu erlernen, mit Andersartigkeit gut zu leben und keine Angst zu schüren. Ein souveräner Selbststand ist gefragt“. Hier wird in den Ordensschulen und in diözesanen Schulen unglaublich viel gemacht, aber: „Die Wahrnehmung und Wertschätzung ist zu wenig. Gerade Frauen sollten hier viel mehr gehört werden, weil sie unglaublich viel Beziehung stiften und konkrete Erfahrung mitbringen.“ Mit Blick auf Ostern meint Luftensteiner ermutigend: „Wir sind die Menschen, an denen die Kinder und Eltern sehen, dass Gott keine Stopptaste drückt in seiner Liebe zu den Menschen. Das ist das Wunderbare an Karfreitag: Gottes Liebe kennt kein Stopp.“ Um das erfahrbar zu machen, „taugen die gängigen kirchlichen Formen derzeit nicht mehr, sondern suchen neue Ausdrucksformen“. Luftensteiner ermutigt: „Beschreiten wir neue Wege, um der Liebe Gottes Raum zu geben, die kein Stopp kennt.“ Dafür eignen sich katholische Schulen und deshalb sieht Luftensteiner den besonderen Auftrag der Orden und Diözesen, „sich weiterhin Schulen zu leisten.“

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Bildungsangebote in der Region zusammen sehen

Der Generalsekretär des Bildungsministeriums Martin Netzer war Gast der Schultagung in Heiligenbrunn. Er referierte die Bildungsreform und die dahinterliegenden Zielbilder. „Schule verläuft immer in einem sozialen Umfeld und die Schülerverläufe sind der zentrale Ausgangspunkt für alle Veränderungen und Neuerungen. Wichtig ist das gute Bildungsangebot in jeder Region. Das führte zur Einführung der Bildungsregionen. Die SchulleiterInnen bekommen eine zentrale Steuerungs- und Aufsichtspflicht. Da stehen wir jetzt sicher in einem Kulturwandel drinnen.“ Netzer geht mit den Schulverantwortlichen der katholischen Privatschulen im NMS-Bereich zentrale Anliegen wie Schulautonomie, Schulcluster, Bildungsdirektionen, Schulqualitätsmanagement und die Steuerung der Schulverwaltung. Zentral besprochen wurde das „Pädagogik Paket“ mit dem Inkrafttreten wichtiger Maßnahmen. Netzer erläutert auch die Hilfe durch erhobene Daten und Testungen, „weil Daten uns hinschauen helfen. Sie erklären nichts, helfen uns aber genauer zu sehen und wahrzunehmen“. Ziel ist immer, Druck aus der Schule zu nehmen, „vor allem an Schulübergängen und bei Übertritten“.Es wird auch an einer Lehrplan-Verschlankung gearbeitet. Netzer hat zugesagt, sich um die Förderung der Nachmittagsbetreuung bei katholischen Privatschulen zu kümmern. 

Bei der Schultagung referiert haben weiters Harald Mandl von der Pädagogischen Hochschule Burgenland zum Themenfeld "Beziehungsqualität als Basis für erfolgreiches Lernen". Dechat Norbert Filipitsch hat zum einem "Aufbruch zu mehr Lebendigkeit" aufgerufen und Hans Neuhold vom Institut Religionspädagogik und Interreligiöser Dialog in Graz ging der Frage nach: "Die Katholische Privatschule und ihre möglichen Aufgaben in der religiös und weltanschaulich pluralen Gesellschaft". Eine Exkursion nach Eberau zum privaten Trägerverein "Zum Hl Josef" und nach Szombathely rundete die Tagung ab. 

[fkaineder]

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